Vortragsreihe in der ZUKUNFT am Ostkreuz (Berlin): Patriarchale und rassistische Strukturen lokal und global bekämpfen

Der Verein lädt im August zu einer dreiteiligen Vortragsreihe zu den Themen Rassismus und Feminismus ein: Patriarchale und rassistische Strukturen lokal und global bekämpfen.
In Zeiten, in denen rassistische Übergriffe zunehmen und sich patriarchale Strukturen verfestigen, wollen wir fragen, wie sich rassistische und sexistische Stereotype auf die Gesellschaft übertragen, was eigentlich Reproduktionsarbeit oder toxische Männlichkeit ist und was das mit Kapitalismus zu tun hat. Darüber und über viele andere Fragen würden wir gerne im Anschluss an die Vorträge mit euch diskutieren. Ein Mix aus Theorie, Unterhaltung und Kritik!

 

 

05.08.2020, Anne:

Wie wertvoll ist Reproduktionsarbeit im Kapitalismus?

Um dieser Frage auf die Spur zu kommen, werden wir uns zunächst der Wert-Abspaltungs-These von Roswitha Scholz nähern, die das Verhältnis von Patriarchat und Kapitalismus analysiert um dann einen Blick auf die aktuelle Lage von Reproduktionsarbeit u.a. unter der Covid-19-Pandemie zu werfen. Abschließend wollen wir gemeinsam diskutieren, wie dem in den eigenen privaten und politischen Lebenszusammenhängen entgegnet werden kann.

 

19.08.2020, Bilke Schnibbe:

Toxische Männlichkeit? Wie sexuelle Gewalt und Männlichkeit zusammenhängen.

In einem Werbespot der Marke Gilette werden Männer aufgefordert, die beste Version ihrer selbst zu sein und alle rasten aus. Nicht erst seit diesem Video wird heiß darüber diskutiert, was genau das eigentlich ist, Männlichkeit, und welche negativen Konsequenzen es hat, wenn Männer immer männlich sein müssen.
Bilke Schnibbe thematisiert in ihrem Vortrag neben diesen beiden Fragen den problematischen Zusammenhang von sexueller Gewalt und Männlichkeit. Dabei stellt sie sich folgende Fragen: Warum wird sexuelle Gewalt fast ausschließlich von Männern begangen? Warum ist sie so weit verbreitet und warum gibt es gleichzeitig so wenige Verurteilungen? Und nicht zuletzt, wie kann uns eine radikale kritische Perspektive auf Männlichkeit helfen, diese Probleme anzugehen?

 

26.08.2020, Dennis Just:

Rassismus und Schwarz sein in der DDR -
die Geschichte Schwarzer Menschen in Ostdeutschland

Ausgelöst durch den brutalen Mord an George Floyd entfachte eine gesellschaftliche Debatte, die sich primär um rassistische Polizeigewalt und die kritische Auseinandersetzung mit rassistischen Denkmälern dreht. Wollen wir Rassismus jedoch verstehen und bekämpfen, müssen wir uns über dessen Vergangenheit bewusstwerden. Ein kritischer Blick auf die hiesige Historiographie offenbart ein wesentliches Merkmal rassistischer Praxis: Die Geschichtsschreibung wird im spezifisch deutschen Kontext von einer weißen, männlichen und heterosexuellen Perspektive dominiert, während die Thematisierung der Vergangenheit marginalisierter Gruppen systematisch vernachlässigt wird. Der Vortrag soll daher die Geschichte Schwarzer Menschen und des Rassismus in der DDR sichtbarer machen. Dabei werden zunächst unterschiedliche Migrationsmotive erfasst und die Lebensrealitäten gebürtiger afrodeutscher DDR Bürger:innen dargestellt. Anschließend erfolgt eine Annäherung an die Fragestellung unter welchen spezifischen Bedingungen sich rassistische Ressentiments in der DDR artikulierten bzw. wie Rassismus unter dem offiziellen Deckmantel der Tabuisierung fortbestehen konnte.

 

 

Studio Ansage, eine Sendung vom Freien Radio Berlin, hat den Vortrag von Dennis Just in einer Sondersendung vom Register Friedrichshain-Kreuzberg zum Thema Rassismus am 19.9.2020 ausgestrahlt. Hier geht es zum Audio-Mitschnitt (Beginn ca. bei Minute 35).